Netzwerk-Veranstaltung zu Grundbildungswegen: Pfadbesprechung, die Erste

Vergangene Woche war es soweit: Etwa 30 Vertreter:innen verschiedener Einrichtungen aus den Arbeitsbereichen Jobcenter und BAMF, I-Kurs-Träger, Lernanbieter, arbeitsorientierte Maßnahmen und Beratungseinrichtungen folgten unserer Einladung, sich im Rahmen des von uns geschaffenen Formats “Pfadbesprechung” auszutauschen und zu vernetzen. Zielsetzung des erstmalig umgesetzten Formats war es, bestehende Angebotslücken in der Grundbildung aufzeigen und gemeinsam praxisnahe Lösungsstrategien zu entwickeln, um die Bildungswege für formal gering qualifizierte Menschen mit Deutsch als Zweitsprache nach Abschluss aller Integrationskursstunden gezielt zu verbessern.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und Erläuterungen zum Austauschformat ging es unmittelbar hinein in die fallbezogene Praxis: Anhand der Visualisierung eines realen Fallbeispiels wurde veranschaulicht, welche strukturellen Hürden und Problemlagen sich typischerweise für diejenigen ergeben können, deren Grundbildungsbedarf (insbesondere im Lesen und Schreiben sowie bei digitalen Anwendungen) nach absolvierten Integrationskursen nicht hinreichend gedeckt ist. Obschon gerade diese Kompetenzen oftmals unerlässlich für die berufliche Weiterqualifizierung bzw. die Aufnahme einer Beschäftigung sind. Die Teilnehmenden konnten an dieser Stelle bereits eigene Erfahrungen im beruflichen Umgang mit der Zielgruppe reflektieren und verschiedene Problembereiche wie zum Beispiel die verlässliche Begleitung und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen identifizieren, die sich auf einem Grundbildungspfad zeigen können.

Entlang der drei Grundfragen “Wo hakt es? Was steht bereit? Was wird gebraucht?” diskutierten die Teilnehmenden im Anschluss in Kleingruppen zu den Leitthemen “Bildungsbegleitung” und “Kooperation und Kommunikation”. Zentrale Fragestellungen an den Thementischen waren unter anderem: Was erschwert eine gezielte Begleitung in weiterführende Bildungsangebote für diese Zielgruppe? Wo zeigen sich in der fallbezogenen Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Hürden- und Lücken in der Kommunikation? Welche neuen oder zusätzlichen Formen der Vernetzung sind erforderlich, um eine fallbezogene Zusammenarbeit für diese Zielgruppe nachhaltig zu verbessern? Die Gespräche verliefen konstruktiv und im Resultat wurden zahlreiche praxisnahe Bedarfe auf den Tischplakaten gesammelt.

Nach einer Kuchen-Pause mit integriertem Plakat-Rundgang wurden im nächsten Schritt die gesammelten Ergebnisse der Thementische zu prägnanten Empfehlungen umformuliert, die aus Sicht der anwesenden Praxisvertreter:innen an die Entscheidungsträger:innen aus Landespolitik und Behörden weitergegeben werden sollen, um die strukturellen Möglichkeiten für die genannte Zielgruppe zu verbessern.

Die erarbeiteten Workshop-Empfehlungen verdeutlichen: Ein gelingender Grundbildungspfad für Erwachsene mit Deutsch als Zweitsprache, die nach Absolvierung aller Integrationskursstunden immer noch große Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben sowie mit digitalen Anwendungen haben, braucht mehr als Lernangebote – es braucht tragfähige Strukturen für Grundbildungsbegleitung und -beratung, transparente Informationswege und eine koordinierte Zusammenarbeit aller an einem individuellen Grundbildungspfad beteiligten Akteure, idealerweise mit einer zentralen Anlaufstelle.

Weitere Pfadbesprechungen sowie ein Netzwerkformat, bei dem die Empfehlungen aus der Praxis an die Entscheidungsebene kommuniziert werden, sind in Planung. Wir danken allen Teilnehmenden für ihre Mitarbeit und freuen uns auf die nächste Runde der Pfadbesprechung!

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